Endlich komme ich wieder zum Bloggen! Vor den Festtagen geht es jedoch nicht nur in den Warenhäusern hoch zu und her, auch für viele Übersetzer sind das strube Zeiten. Der Kunde ist jedoch König, da muss das meiste für eine Weile zurückstehen…
Die Spaziergänge mit Hund Truffo lassen wir uns dennoch nicht nehmen. Morgens, wenn es genügend hell ist, um das Montorge-Seelein zu umrunden, fand bis vor einigen Tagen ein großartiges Schauspiel statt. Auf der kleinen, mit Röhricht bewachsenen Insel rechts im Bild befindet sich nämlich ein Schlafplatz für Stare, die sich jeweils im Herbst für einige Wochen zu Hunderten einfinden. Solche Inseln gehören zu ihren Lieblingsplätzen, die sie oft während Jahrzehnten aufsuchen.
Soziale Tänzer und Schwätzer
In der Morgendämmerung beginnt auf der kleinen Insel ein eifriges Geschwätz, das weitherum zu hören ist. Es scheint zum Ritual der Stare zu gehören, miteinander zu kommunizieren, bevor man sich zum Tagesgeschäft aufmacht. Irgendwann verstummen sie schlagartig, und einige Sekunden später rauscht der Schwarm himmelwärts, zieht noch ein paar Runden und verschwindet schließlich in Richtung Weinberge, wo sich die Vögel tagsüber die Bäuche vollschlagen. Nicht unbedingt zur Freude der Winzer, versteht sich…
Bevor es einnachtet, kehren sie gemeinsam zum Schlafplatz zurück. Es scheint, als wollten sie zur Krönung des Tages ein Feuerwerk ihrer Kunst zum Besten geben. In rasantem Tempo bildet der Schwarm immer neue Formationen: Schläuche, Wellen, Kugeln, die sich pulsierend ausdehnen und zusammenziehen, fast schwarz und dann wieder durchscheinend werden. Diese lebenden Bilder wechseln die Richtung und verschwinden ebenso rasch, wie sie gekommen sind. Neue Trupps tauchen auf, verschmelzen mit den anderen zu einer einzigen Wolke. Der Tanz kann ein paar Minuten oder auch viel länger dauern. Wer oder was diese faszinierende Choreografie bestimmt, ist nach wie vor ein Rätsel.
Es soll Starenschwärme mit mehreren Hunderttausend, ja sogar Millionen Individuen geben (wie im Bild oben aus Israel). Wie viele es bei uns sind, ist für mich schwer zu sagen. Es scheint jedoch, dass der Trupp diesmal kleiner ist als in den vorhergehenden Jahren. Dass es im Vergleich zu anderen insektenfressenden Vögeln immer noch recht viele Stare gibt, hängt vermutlich mit ihrem breiten Nahrungsspektrum und ihrer Intelligenz zusammen. Die wichtigste animalische Nahrung sind im Boden lebende Insektenlarven (Wiesenschnake, Schmetterlinge, Graseule), aber auch Käfer, Regenwürmer, Schnecken und Raupen. Sogar kleine Fische, Eidechsen, Blindschleichen, Frösche und Teichmolche werden erbeutet und zum Teil dem Nachwuchs verfüttert. Und wenn für die Nestlinge zu wenig Insekten und Würmer gefunden werden, stopfen die Stare die ewig hungrigen Schnäbel eben mit fast allem, was sie finden: Wurst, Fleischresten, Brot, Nudeln, Kirschen, Vieh- und Hühnerfutter. (Quelle: G. von Blotzheim, Handbuch der Vögel Mitteleuropas Bd. 13/III). Anpassungsfähigkeit scheint ihr Erfolgsrezept zu sein.
Ab ins Winterquartier
Wohin sind die Stare gezogen? Stare sind auch in der Wahl ihrer Winterquartiere flexibel. Es muss nicht unbedingt Afrika sein, in nördlicheren Gebieten überwintern sie vorwiegend in größeren Städten, im Süden eher in Kulturlandschaften. Möglicherweise sind sie über den Col de Bretolet geflogen, den 1923 m hohen Pass im Wallis, der von Zugvögeln besonders stark frequentiert wird und die wichtigste Beringungsstation in der Schweiz ist.
Dieses Jahr haben erneut die Buchfinken den Rekord gehalten: 4373 flogen in die Netze und wurden beringt. Das überrascht nicht, sind sie doch in der Schweiz die am häufigsten vorkommende Vogelart. Erstaunlicher ist die Blaumeise, von denen 2015 auf dem Bretolet-Pass über 4000 Stück ins Netz flogen.
2016 waren es noch knapp ein Dutzend! Das sei jedoch normal, meint der verantwortliche Ornithologe der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach, Fabian Schneider, solche Zyklen der Population seien vom Nahrungsangebot abhängig. Da sind wir gespannt auf die Zahlen von 2017! (Quelle: Le Nouvelliste)
Noch eine Beobachtung diesen Sommer und Herbst. Unser Feigenbaum konnte 2016 zweimal abgeerntet werden, und zwar so üppig wie nie zuvor. Die letzten hängen noch am sonst kahlen Baum, als Vogelfutter. Diesmal wurden eindeutig weniger Früchte von den Vögeln gefressen oder angepickt. Dagegen ist eigentlich nichts zu haben. Nur etwas stört: Es gab 2016 eindeutig weniger Vögel als sonst.