GLEICHBERECHTIGUNG? BEI INSEKTEN KEIN THEMA

 

Der 8. März ist der internationale Tag der Frau. Auch im Wallis. Das war der Tageszeitung «Le Nouvelliste» eine ganze Seite wert. Denn die Statistik gibt den Wallisern in Sachen Gleichberechtigung keine guten Noten: Im Vergleich zur übrigen Schweiz, der «Üsserschwiiz», ist der Anteil der Frauen, die in der Politik vertreten sind, wesentlich geringer. Und seit 2011 scheint es eher noch weniger Walliserinnen zu reizen, sich in dieses vom starken Geschlecht dominierte Territorium zu begeben.

Machismo, aber nicht nur…
Bei einem offiziellen Besuch im Frühling 2010 sprach es die ehemalige Zürcher Regierungsrätin Regine Aeppli an: «Als Nationalrätin hatte ich manchmal den Eindruck, das Wallis sei so eine Art ‹Macho-Reservat› der Schweiz. Dies nicht nur wegen der fehlenden Frauen im Staatsrat…» Unter anderem habe auch die erste Strophe der Walliser Hymne eine Rolle gespielt:

Nennt mir das Land so wunderschön / Das Land, wo ich geboren bin, / Wo himmelhoch die Berge stehn / Und Mannskraft wohnt bei schlichtem Sinn.

Und was meinen die vom «Nouvelliste» befragten Walliser Politikerinnen dazu? Das Urteil von Großrätin Marcelle Monnet-Terrettaz tönte bitter: «Das Wallis ist zutiefst chauvinistisch. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, man hört jedoch allzu oft ‹Und wer hütet die Kinder?›, wenn vom politischen Engagement der Frauen die Rede ist.» Nadine Reichen, SVP-Großratssuppleantin, war der Ansicht, das männliche Ego lasse den Frauen nicht viel Raum, «vor allem, wenn diese besser sind als sie.» Es fehle allerdings nicht nur am guten Willen der Männer, sondern auch an Krippenplätzen usw.

Schwarze sp MH FauchèreSteht es wirklich so schlimm um den Walliser Machismo? Blättert man die Ausgabe des «Nouvelliste» vom 8. März zwei Seiten weiter, lacht eine attraktive Dunkelhaarige im Tarnanzug die Leserinnen und Leser an. Vor ihr liegt eine von ihr erlegte stattliche Hirschkuh mit dem sogenannten letzten Bissen im Äser (vulgo Maul). Marie-Hélène Fauchère Bonvin (hier mit ihrem Jagdhund Flashy) heißt die stolze Jägerin, und sie wird ab Anfang Juni die Wildhüterin des oberen Val d’Hérens sein. Eine Revolution!Moni auf der Jagd Der Präsident der Diana-Jagdgesellschaft zweifelt keinen Augenblick daran, dass diese Wahl zukunftsweisend ist, obwohl die Jagd immer noch eine sehr männliche Bastion sei. Auch im Wallis gebe es immer mehr Jägerinnen. Und auch anderswo in der Schweiz, wie Moni Henggeler aus Unterägeri mit ihrem Rehbock beweist. Die Flachmalerin, Sennerin und Reiterin ist zudem stolze Besitzerin einer kleinen Herde von Walliser Schwarzhalsziegen.

Eine weitere Stabsübergabe in weibliche Hände fand letzten November in der für ihre eher traditionelle Einstellung bekannten Gemeinde Savièse oberhalb von Sitten statt. Die CVP-Politikerin Carole Furrer übernahm als erste Frau die Präsidentschaft der 1929 gegründeten christlichen interprofessionellen Gewerkschaft Wallis, der größten und einflussreichsten Gewerkschaft im Unterwallis.

Und wie steht’s um den «Nouvelliste» selbst, der von manchen Wallisern immer noch als zu rechtslastig betrachtet wird, um gesellschaftsfähig zu sein? (Man liest ihn selbstverständlich trotzdem, spricht jedoch nicht allzu laut darüber.) Seit Februar 2014 heißt die Redaktionsleiterin Sandra Jean, wobei ihr Vincent Fragnière als Chefredaktor zur Seite steht. Der Chefredaktor des «Walliser Boten» Thomas Rieder, 59, tritt diesen April von seinem Chefposten zurück, weil er sich mehr Zeit zum Schreiben wünscht. Wer seine Nachfolge antritt, hat er im Interview mit der «NZZ» nicht verraten. Ist’s eine Frau? Das wäre eine große Überraschung, aber möglich ist alles. Übrigens: Das Weltblatt aus Zürich hat in seiner Ausgabe vom 8. März den Frauentag souverän verschlafen…

Kleines Männchen, mächtiges Weib Schwarze Spinne mit mann
Um endlich auf das Kernthema dieses Blogs zu kommen: Bei den Insekten und Spinnen stehen die Weibchen beim Kampf der Geschlechter häufig auf der Gewinnerseite. Paradebeispiele sind die Schwarze Witwe oder die Gottesanbeterin. Doch die Paarung muss keineswegs automatisch mit dem Tod des Männchens enden. Im Spinnen-Klassiker «Leben am seidenen Faden» meinte Horst Stern dazu: «Ganz allgemein ist zu sagen, dass jedes Spinnenweibchen um so ungefährlicher für den werbenden Mann ist, je paarungswilliger es sich zeigt. Eine unzeitgemäße Annäherung, ein triebstarkes Bedrängen einer nicht Bereiten geht meist übel aus. Aber das ist ja nichts Neues – Spinnen sind, um das berühmte auf die Graugänse bezogene Wort einer Lorenz-Schülerin zu variieren, schließlich auch nur Menschen.»Schwarze Spinnenmann

Gewusst wie: Das im Vergleich zu seiner Braut winzige Männchen der Schwarzen Witwe hat eine ausgeklügelte Strategie, um zu verhindern, vom viel stärkeren und mächtigeren Weibchen als Beute betrachtet zu werden. Der Winzling wohnt in ihrem Gespinst, frisst von ihrer Beute und wartet auf die Gelegenheit, sie befruchten zu können. Wahrscheinlich kann er mit seinen Geschmackshaaren an den Beinen wahrnehmen, wann seine Angebetete in Paarungsstimmung kommt. Es kommt sogar vor, dass das Männchen nach der Paarung weiter im Nest bleibt, nach dem Schlüpfen der Jungen das eine oder andere frisst und schließlich eines natürlichen Todes stirbt. Vielleicht sollte man einen Tag des cleveren Spinnenmannes einführen.

HAARIG: KIEFERNSPINNER SCHWÄRMEN AUS

Auch für Menschen, denen das Spiel mit den kleinen, harten Dimple-Bällen nicht besonders viel sagt, kann ein Golfplatz attraktiv sein. Derjenige von Sierre ist ein Beispiel dafür, wie Golfer und Naturfreunde mit oder ohne Hund einträchtig auf ihre Kosten kommen können. Der 18-Loch-Platz liegt in der Rhoneebene, mehr oder weniger mitten in einem Naturschutzgebiet mit kleinen Seen, Teichen, Bächen, in denen sich Fische tummeln.

Truffo am Lac de la BrècheEin Lagotto-Paradies
Vor allem im Winter ist der Golfplatz ein Geheimtipp für Spaziergänger, da man dann das ganze Areal für sich hat. Wasservögel sind hier in dieser Jahreszeit selten, wahrscheinlich ist das Nahrungsangebot zu gering. Das ist eigentlich erstaunlich, da das Naturreservat Poutafontana im Westen an den Golfplatz grenzt. Das 32 Hektaren große Feuchtgebiet ist bekannt für seine Avifauna: Es wurden rund 190 Arten beobachtet, 54 davon nisten hier mehr oder weniger regelmäßig, und zahlreich sind die Zugvögel, die Rast machen, bevor sie über die Alpen fliegen. Damit nicht genug: Im Sommer gibt es 12 Libellenarten zu entdecken… und vielleicht sogar einen Biber, der hier sein Comeback feierte. Im Winter 1973/74 setzte die Kantonale Jagdverwaltung im Wallis an verschiedenen Orten Biber aus. Überlebt haben jedoch nur jene, die in Poutafontana freigelassen wurden. Sie haben sich von hier aus in der übrigen Rhoneebene ausgebreitet. Für Truffo, unseren Lagotto Romagnolo, spielt das jedoch keine Rolle. Obwohl diese Hunderasse in Italien ursprünglich in den Lagunen zum Apportieren der erlegten Wasservögel eingesetzt wurde, fasziniert ihn in erster Linie das Wasser. Und davon gibt es auf dem Golfplatz, soviel sein Herz begehrt. Doch was hat das mit Insekten zu tun, wird man sich vielleicht fragen? Die Antwort findet man am nördlichen Ufer des Lac de la Brèche, das an den Damm zur Rhone grenzt.kiefernprozessionsspinner1

Unter Kiefern ist’s gefährlich!
Wir haben sie natürlich längst bemerkt, die Seidennester der Prozessionsspinner an den Ästen der kiefernprozessionsspinner FalterKiefern. Der Anblick ist uns nicht nur von Frankreich vertraut, sondern auch vom Montorge und von der Kübelpflanze unseres Nachbarn, an der ein solches Nest klebte. Letzten Sommer hat man die Bevölkerung über das vermehrte Vorkommen dieses unscheinbaren Falters informiert, und es wurde versprochen, alles Nötige dagegen zu unternehmen. Was dann wirklich getan wurde, weiß ich nicht, am Ufer des Brèche-Sees scheint man die Nester in den Kiefern zu dulden, obwohl es ein gut frequentiertes Ausflugsziel ist, wo spaziert, im Familienverband gepicknickt und gebadet wird.

kiefernprozessionsspinner2Es waren andere «Hündelerinnen», die uns aufklärten, dass es gerade jetzt, im Vorfrühling, besonders gefährlich sei, sich in der Nähe der befallenen Kiefern aufzuhalten, vor allem für Hunde, wenn ihre Schnüffelnase mit den Brennhaaren der Spinnerraupen in Berührung kommt.

Im Internet informiert die Deutsche Türkei-Zeitung über dieses Phänomen in Bezug auf die Pinien-Prozessionsspinner besonders ausführlich: «Nach bis zu sechs Larvenstadien wandern die Tiere im Frühling gen Boden, um sich zu verpuppen. Für Tiere und Menschen ist gerade die Zeit zwischen Januar und April die gefährlichste. Während dieser Phase sind die Raupen stets auf Wanderschaft. Die Gefahr geht von den Brennhaaren aus. Diese Härchen bilden sich ab dem dritten Larvenstadium an der Raupe. kiefernprozessionsspinner4Sie enthalten das Eiweißgift Thaumatopoein, das aus biogenen Ammen, Enzymen und phenolischen Substanzen besteht. Die Brennhaare sitzen auf den hinteren Segmenten der Raupen und können sogar aktiv ausgeschleudert werden. Man schätzt, dass eine einzige Raupe bis zu 600’000 dieser Brennhaare besitzt.»

Mehr über dieses Thema unter www.tuerkei-zeitung.de.

 

Unsere Kiefern-Prozessionsspinner sollen dieses Jahr besonders früh ihre Nester verlassen, weil der Winter für hiesige Verhältnisse zu warm war. Klimawandel eben…