Die Franzosen haben gewählt. Die meisten aus dem linken Lager haben sich zähneknirschend für Macron entschieden, so auch in unserem Freundes- und Bekanntenkreis. Fast wäre es ihnen lieber gewesen, mit einem sozialistischen Kapitän ihr Wirtschaftsboot kentern zu lassen, als das Steuer einem Ex-Banker zu übergeben, mag er noch so clever, sympathisch und gutaussehend sein. Zum Glück hat die Vernunft schließlich doch gesiegt, und der FN-Kelch ist – wenigstens die nächsten fünf Jahre – an uns vorbeigegangen…
Windräder um jeden Preis?
Den Schweizern steht am 21. Mai ein Urnengang bevor, der es ebenfalls in sich hat. Das Energie-Paket 2050, über das abgestimmt wird, enthält bestimmt einige positive Aspekte. Dazu gehört jedoch der vorgesehene massive Ausbau der Windenergie meiner Meinung nach eindeutig nicht. Für einen vernachlässigbaren Anteil von je nach Quelle 2 bis 7% des gesamten Stromverbrauchs sollen bis zu 1000 Windräder unsere Landschaft verunstalten. «Elegant» findet Bundesrätin Leuthard diese bis zu 150 Meter hohen Rotoren. Ich kann mir denken, dass die meisten Menschen, die das Pech haben, in unmittelbarer Nähe eines Windparks zu wohnen, auf dieses ästhetische Geschenk gerne verzichten würden. Und sind sie einmal da, werden sie nicht so schnell wieder entfernt, denn der Abbau dieser Riesen ist nicht ganz einfach und geht ins Geld.
Erstaunlich ist, wie zurückhaltend die Schweizer Umweltorganisationen auf dieses Problem reagieren. Pro Natura, WWF, Greenpeace und sogar der Schweizer Vogelschutz/BirdLife Schweiz und die Stiftung Fledermausschutz propagieren die Ja-Parole oder schweigen zu diesem Thema. Und dies, obwohl die Nachteile gerade für die fliegende Tierwelt schwerwiegend sind. Nur ein paar Beispiele:
– In Deutschland sollen jedes Jahr 12’000 Mäusebussarde in die Rotorblätter fliegen und getötet werden.
– Auch kleine Vögel, die nachts gegen Süden oder Norden ziehen, sind höchst gefährdet. Da Windparks auch auf Alpenpässen stehen oder geplant sind, über die der Vogelzug stattfindet, sind das regelrechte Todesfallen. Laut einer Hochrechnung auf der Basis einer Studie der Vogelwarte Sempach können 1000 Windturbinen pro Jahr 40’000 bis 100’000 Vögel erschlagen.
– Vögel brüten im Bereich von Windparks nicht und nutzen deren Umfeld laut einem Bericht der Vogelwarte allgemein weniger: «Solche Stresssituationen können bei Wintergästen oder rastenden Zugvögeln zu einer physischen Schwächung führen, was geringere Überlebenschancen haben könnte.»
– Fledermäuse werden häufig von Windrädern erschlagen, ihr Radarsystem schützt sie offenbar nicht (immer) davor. Der Grund dafür, dass sie in der Nähe der Windturbinen jagen, sollen die Insektenschwärme sein, die von deren Wärme angezogen werden. Zur Erinnerung: Alle Fledermäuse sind in der Schweiz geschützt.
– Imker berichten, dass sich ihre Bienen im Bereich von Windparks «gestört» verhalten und wenig oder gar keine Pollen einbringen. Auch Wildbienen sollen Gebiete meiden, die von Windrädern beeinflusst sind.
Außerdem: Für ein Windrad, dessen Statik nach zwanzig Jahren ausgedient hat, werden 1500 Tonnen Beton und 900 Tonnen Stahl verbaut. Kostenpunkt: 5 bis 7 Mio. CHF. Dazu kommt der Abbruch. Wo bleibt da die Wirtschaftlichkeit und die Rechnung mit der grauen Energie?
Direkte Demokratie adieu!
In den älteren und jüngeren Stellungnahmen der Umweltorganisationen wird immer wieder betont, dass «auf Windräder in naturnahen Gebieten verzichtet werden soll» (BirdLife). Doch was ist eigentlich naturnah? Gilt das bloß für Naturschutzgebiete oder auch für Landschaften, die man einfach als schön und natürlich empfindet? Dann wären Alpenpässe, Jurahöhen, Flusstäler und Weideland mit Hecken und alten Obstbäumen für Windpärke tabu. Und in der Nähe von Siedlungen möchte man sie ja bekanntlich auch nicht haben, vor allem wenn man selbst dort wohnt.
Auf der Anhöhe über dem Dorf Gluiras in der Ardèche sollte ein Windpark errichtet und damit auch die Gemeindekasse gefüllt werden. Eine Schweizerin, die seit längerem dort lebt, kämpfte gegen dieses Projekt und überzeugte schließlich die Mehrheit der Einwohner. Fazit: Der Windpark wurde an der Urne abgelehnt, die sanften Hügel bleiben ein Paradies für Ziegen und Schafe.
Diese Möglichkeit haben wir Schweizer, die wir uns so gerne unserer einzigartigen direkten Demokratie rühmen, nach der Annahme der Energiestrategie 2050 nicht mehr. Falls der Bund den Nachweis erbringen kann oder will, dass es einen Windpark braucht, ist dieses Instrument wirkungslos. Elias Meier, Präsident des Verbands Freie Landschaft Schweiz (www.freie-landschaft.ch): «In der Realität heißt das, dass die Anwohner kaum mehr Einsprache erheben können, wenn sie sich gegen ein geplantes Projekt wehren wollen.» Er ist 21 und hat sich durch seinen Kampf gegen die Umweltzerstörung durch Windräder einen Namen gemacht. Er und die kommenden Generationen müssen mit und in einer Schweiz leben, die durch Kurzsichtigkeit oder auch Geldgier entstellt wurde. Wollen wir das? Können wir das verantworten?