Militärflieger donnern von Sitten aus gen Osten, ins Bündnerland. In Davos findet das WEF statt, in Anwesenheit viel schützenswerter Prominenz aus aller Welt. Ein Schwerpunkt ist die Flüchtlingskrise. Auch der Bundesrat ist angereist. Der ganze Bundesrat? Nein, unsere Justizministerin Simonetta Sommaruga zog es vor, in Bern zu bleiben. Ihr Desinteresse hat sie nicht begründet. Irgendwie versteht man sie ja, liest und hört man doch kaum mehr etwas anderes, dafür braucht sie wirklich nicht nach Davos zu fahren…
Geheimnisvolle Thronfolge
Sogar wenn man sich im Wissenschaftsteil des «Spiegels» über den straff organisierten Staat der indischen Papierwespe Ropalidia marginata schlaumachen will, bleibt einem dieses Thema nicht erspart. Das jüngst in Bangalore untersuchte Insekt wird zum «Wunder der Integration, gegen das selbst die deutsche Willkommenskultur verblasst». Das macht neugierig. Der Biologe Raghavendra Gadagkar ist in sein Studienobjekt so vernarrt, dass er sich sogar gern von ihm stechen lässt: «Ich schätze, das ist es, was Liebe mit einem macht.»
Die Journalistin Laura Höflinger hat den graubärtigen Forscher und seine Studenten bei der Arbeit beobachtet. Ihre Experimente und Beobachtungen ergaben, dass der Wespenstaat auf mehreren, sich auf den ersten Blick widersprechenden Prinzipien beruht: strenge Hierarchie und Brutalität einerseits, Kooperation, Kommunikation und Integration andererseits. Die Gemeinschaft ist wie die indische Gesellschaft in Kasten eingeteilt. Zuoberst steht die Königin; es gibt Kämpferinnen, die für Ordnung sorgen, Baumeisterinnen und Nahrungsbeschafferinnen sowie schließlich die faulen Drohnen, die sich nach der Paarung aus dem Staub machen.
Besonders interessant ist die Entdeckung, wie die Nachfolge der Königin funktioniert. Stirbt oder verschwindet die Wespenkönigin, regelt sich die Nachfolge scheinbar wie von selbst: «Wenige Minuten später begann eine bis dahin unauffällige Wespe – aber auch nur eine –, sich aggressiv zu verhalten. Ihr Eierstöcke wuchsen, Tage später legte die neue Königin erste Eier. Keine zweite Anwärterin forderte sie heraus, die Machtübernahme verlief harmonisch – als wüsste jede Wespe im Volk, wer wann an die Reihe kommt.» Zum Machtkampf unter den Königinnen kam es erstaunlicherweise auch nicht, als der Forscher die vorher aus dem Nest entfernte Königin wieder an ihren Platz setzte. Die «Neue» trat umgehend wieder ins zweite Glied zurück und ging erneut ihrer gewohnten Arbeit nach. Die Thronfolge kann jedoch auch weniger friedlich verlaufen, und die Anwärterinnen schrecken gelegentlich nicht vor Rivalinnenmord zurück. Dennoch ist das Rätsel noch nicht gelöst, auf welche Art und Weise die Nachfolgerin bestimmt wird.
Kosten-Nutzen-Rechnung
Was den indischen Verhaltensforscher schließlich am brennendsten interessiert, ist der Grund, weshalb so kleine Tiere ein kompliziertes Staatswesen betreiben, sich damit begnügen, ein Leben lang fürs Gemeinwohl zu arbeiten und eine Königin zu füttern, kurz: kooperativ zu sein. Vereinfacht gesagt, fördert die Unterstützung der Verwandtschaft den Fortbestand der Art bzw. der Gene. Diese Organisation hat sich bewährt, sonst wären die Wespen längst verschwunden. Der Nutzen der «selbstlosen» Arbeit ist größer als der Aufwand.
Die Beobachtung, die Raghavendra Gadagkar am meisten verblüffte, stellt jedoch die alleinige Unterstützung der Familienmitglieder in Frage. Laura Höflinger verweist auf die Flüchtlingspolitik der Deutschen, die sich mit jener von Ropalidia marginata nicht messen könne: «Die Papierwespen nehmen junge Tiere aus anderen Staaten in ihre Gemeinschaft auf und vollbringen dabei ein Wunder der Integration: Im Gegenzug für ihre Arbeitskraft stehen den Einwanderern im Wespenstaat alle Türen offen, sei es eine Karriere als Kämpfer oder Sammler – ja sogar der Thron der Königin.» Was man bis jetzt aus Davos erfahren hat, sieht nicht danach aus, als ob sich die Politiker die indischen Papierwespen zum Vorbild nehmen würden. Aber die Wespen, meint der Forscher aus Bangalore, heißen die Fremden auch nur willkommen, wenn sie ihnen nützen. Spannend wäre zudem zu erfahren, wie die Wespen feststellen, dass ihnen die Fremdlinge künftig nützlich sein werden und ob dies denn auch wirklich eintrifft. Da gibt es in Indien und anderswo noch eine Menge zu erforschen.




Claudine Bayle, die in Montoison in der Drôme Australische Hirtenhunde züchtet, trimmt die Welpen durch spielerisches Training bereits im Alter von sechs Wochen auf den Geschmack. Wichtig sei, das Interesse der Hunde zu wecken, die Trüffelsuche soll für sie ein Spaß sein. Wie ihr das gelingt, bleibt ihr Betriebsgeheimnis. Immerhin verkauft sie einen knapp drei Monate alten Welpen für ungefähr 2000 Euro. «Alle Hunde können Trüffelhunde werden, kein Hund wird jedoch mit dem Instinkt zum Trüffeln geboren.» Wichtig seien Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit, die Nähe zum Menschen und eine gute Dressur.
Erfahrene Trüffelsucher haben neben dem Hund einen weiteren Trumpf in der Hand: Die Trüffelfliege Suillia tuberiperda. Das gelbe, mit seinen kräftigen Borsten nicht besonders attraktive Insekt führt ebenfalls zum Erfolg. Die Fliegenweibchen suchen zur Eiablage eine Stelle, unter der ein Trüffel wächst. Dort kreisen sie prüfend über der Erde, bevor sie ihre Eier legen. Nach dem Schlüpfen kriechen die Maden hinunter, zum Trüffel, in der sie es sich bis zum Schlüpfen wohlsein lassen. Wir hatten vor einigen Jahren das Pech, am Trüffelmarkt vor Weihnachten in Grignan ein für uns Laien äußerlich tadelloses, aber innen vollständig von Larven befallenes Exemplar zu erwerben.