HORNISSEN IM ANFLUG, WERREN IM RÜCKZUG

asiatische-hornisse102-_v-TeaserAufmacherEin neuer Feind der Honigbienen ist im Anflug: Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) wurde 2004 erstmals im Bordelais entdeckt, breitete sich von Südwestfrankreich bis ins Rhonetal aus und zieht offenbar unaufhaltsam weiter in Richtung Alpen. Die Imkerei erhält mit diesen per Schiff aus China eingeschleppten Insekten ein weiteres Problem, da sie noch ausgeprägter als die einheimischen Hornissen auf Honigbienen Jagd machen, um mit dieser Beute ihre eigene Brut zu ernähren. Allerdings scheiden sich die Geister darüber, ob die «Killer-Hornisse» wirklich so gefährlich ist, wie es oft heißt.

thBesser als ihr Ruf
So seltsam es in manchen Ohren auch klingt, es gibt Menschen, die von Hornissen derart begeistert sind, dass sie sich für deren Schutz einsetzen (da ich mit einem Mann verheiratet bin, der nicht anders kann, als Hornissen zu kraulen, wenn sie in seine Nähe kommen, ist mir diese Einstellung nicht ganz fremd…). Ein Pionier in diesem Bereich ist der deutsche Biologe Rolf Witt, der mehrere Bücher über Bienen und Wespen geschrieben hat. Er plädiert dafür, hinsichtlich der Asiatischen Hornisse sachlich zu bleiben, sich zu informieren und vor allem keine Panik zu verbreiten: «Ich halte es für sehr wichtig, dass wir uns schon frühzeitig mit der Biologie und dem Umgang mit dieser Art beschäftigen, um so entsprechend vorbereitet zu sein. Ein fundiertes Wissen ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil die bisherige Berichterstattung in den Medien alles andere als sachlich war.» In Frankreich habe man inzwischen akzeptiert, dass Vespa velutina zur einheimischen Insektenfauna gehöre, bekämpfe sie jedoch dennoch rigoros. Von Hornissen- und Wespenschutz sei in Frankreich noch nichts bekannt.

Asian hornet preying on a bee. Asian hornet (Vespa velutina) preying on a bee. After catching a bee, this hornet will kill it by biting off its head, and then begin to dismember it (seen here) and will only take the bee's thorax back to its nest to feed its larvae. Once a beehive is found by this species, the entire population of bees can be killed within hours. This invasive Asian hornet species, also called the Asian predatory wasp, first appeared in France in around 2004, and has been spreading, attacking people and preying on native honeybee species. Photographed in the Bordeaux region of France, in 2010.Haben die Imker also nichts zu befürchten? Ganz so eindeutig ist es auch wieder nicht. Rolf Witt: «Die Art ist grundsätzlich als Allesfresser einzuordnen, wobei Honigbienen oft 80 bis 85 % der Beute ausmachen. In Stadtrandbereichen scheint die Bedeutung von Honigbienen für die Ernährung höher zu sein als in ländlichen Gebieten. Weitere Beutetiergruppen sind vor allem andere soziale Hautflügler-Arten, Dipteren (Fliegen und Mücken), Coleoptera (Käfer) bis hin zu Wirbeltieren. Zur Eigenversorgung werden Blüten besucht und dabei auch bestäubt.» Menschen sollen vor dieser Hornisse nicht viel zu befürchten haben, außer man gehört zur Spezies der Allergiker. «Einer der besten Kenner der Art in Frankreich, Jean Haxaire, hat Völker zu sich in den Garten umgesiedelt, in dem auch regelmäßig Kinder spielten. Zu Stichen ist es dabei nicht gekommen, und eine verstärkte Aggressivität konnte Haxaire nicht feststellen.» Massive Schäden seien zudem vor allem bei Honigbienenvölkern entstanden, die bereits beschädigt oder schwach entwickelt waren. Mehr unter www.hornissenschutz.de/verspa-velutina-deutsch.htm

WiedehopfDer Wiedehopf macht sich rar
Der populäre Zugvogel mit der dekorativen Federhaube ist ein Sorgenkind der Ornithologen. Von den ungefähr 230 Paaren, die in der Schweiz brüten, sind die meisten im Wallis anzutreffen. Ihr Bestand geht jedoch auch hier seit 2010 wieder zurück, obwohl sich das Zentral- und Unterwallis als Lebensraum des attraktiven Upupa epops grundsätzlich eignen: In den Eichen- und Kastanienwäldern gibt es alte, hohle Bäume und in den Weinbergen zerfallende Winzerhäuschen mit höhlenartigen Brutplätzen. Auch das generell warm-trockene Klima des zentralen und unteren Rhonetals sowie die Steppen, Rebberge und Auenlandschaften entsprechen seinen Bedürfnissen.wiedehopf_bg_010410_6

Über die Nahrung des Wiedehopfs schreibt Pierre-Alain Oggier in seinem Buch über die Fauna des Kantons: «Wegen seiner Größe muss der Wiedehopf viel Beute machen: Jérome Fournier hat bis zu 300 tägliche Futterlieferungen in ein einziges Wiedehopfnest gezählt.  MGrille-402--Götz_Nowack_maulwurfsgrilleUnter den Beutetieren, die in der Gegend von Fully mit Hilfe einer Fotofalle erfasst wurden, liegen mit 60% die Raupen des Eulenfalters an der Spitze, den zweiten Platz belegen Maulwurfsgrillen. Aber gewichtsmäßig machen letztere 80% aus, wogegen die Raupen 15% des Gesamtgewichts kaum übersteigen. Natürlich fangen die Paare die günstigste Beute: Die Maulwurfsgrille, die an den Hängen fast völlig fehlt, überwiegt auf der Speisekarte der Paare in der Ebene.» Sie picken die bis zu 6 cm großen, auch Werren genannten Maulwurfsgrillen mit ihrem langen, leicht gekrümmten Schnabel aus der Erde.
wiedehopf NisthilfeEine logische Erklärung für den Rückgang des Wiedehopfs liefert der Insektenforscher Dr. Christoph Germann vom Naturhistorischen Museum Bern. Im «Blick» vom 25. Juni 2016 verkündet er, diese bei Landwirten und Hobbygärtnern verpönte Grillenart, die sich mit ihren kräftigen Grabschaufeln durch die Erde wühlt, sei selten geworden und gelte sogar als vom Aussterben bedroht, weil sie sehr empfindlich auf Pestizide reagiere. Die Werre sei zudem keineswegs nur ein Schädling, sondern fresse außer Pflanzenwurzeln auch Larven und Raupen. Für den Wiedehopf ist diese Entwicklung verhängnisvoll, denn wenn er zu wenig Nahrung für sich und seine Brut findet, ist sein Schicksal besiegelt. Da bringen auch Nisthilfen nichts.